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Ein Beitrag von Simon Rosenau, Abteilung Aquakultur und Gewässerökologie, Uni Göttingen


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„Eine Chance für die Äsche“ – Ein kurzes Video über das Projekt der AG Aquakultur (Uni Göttingen), das Einblicke in die Arbeit mit der Äsche gewährt.

Seit geraumer Zeit gehört die Äsche (Thymallus thymallus) zu den stark gefährdeten Tierarten, dabei ist sie Leitart und Namensgeberin für eine ganze Gewässerregion des Flusslaufes, der sogenannte Äschenregion. Die sinkenden Populationszahlen werden bedingt durch den anthropogenen Einfluss, wie Verbauungen und Begradigungen von Fließgewässern. Weiter entstehen durch steigende Feinsedimentbelastungen in den Gewässern, strukturelle Defizite und der daraus resultierende Verlust von Laichplätzen, die dringend für die natürliche Aufrechterhaltung der Population benötigt werden. Zudem wächst seit Jahren der Prädationsdruck durch Kormorane auf die Äschenbestände.

Die Äsche (Thymallus thymallus) ist eine stark gefährdete Tierart. Foto: Simon Rosenau

In einem Artenschutzprojekt versucht jetzt der Fischereiverein Einbeck e.V. zusammen mit dem Anglerverband Niedersachsen, einem ansässigen Fischwirt und der Universität Göttingen einen lokalgenetisch angepassten Zuchtstamm für den späteren Besatz mit Jungfischen zu erstellen. Ziel ist es eine genetische Reserve zu schaffen, um im Wesersystem ausgestorbene oder stark dezimierte Populationen wieder anzusiedeln und zu stützen, sowie Fische als Besatz für regionale Angelvereine zu bieten. Dafür werden jedes Jahr im März kurz vor der Laichzeit der Äschen, adulte Tiere aus der Ilme und ihren Nebengewässern mit dem Elektrofischen, für die künstliche Reproduktion gefangen.  

Die Universität Göttingen unterstützt seit drei Jahren das Vorzeigeprojekt tatkräftig beim Fischen der Laichfische, der Reproduktion, dem Erbrüten und Aufzucht der Fische. Dabei stellte sich heraus, dass gerade die Anzucht dieser nicht-domestizierten Fischart extrem schwer ist. Bereits die Eier sind deutlich empfindlicher und Verpilzen schneller als dies bei klassischen Nutzfischen wie der Regenbogenforelle der Fall ist. In diesem Stadium der Aufzucht ist also ein sehr hohes Maß an Hygiene gefordert. Zudem ist die Anfütterung ein bisher wenig erforschtes Gebiet. Wichtig ist für die Larven, dass sie in den ersten Wochen mit Lebendfutter (kleine Krebstiere, auch Artemia genannt) angefüttert werden. Dabei haben sich insbesondere die Strömungsverhältnisse im Becken als ein entscheidender Punkt herausgestellt. Wenn das Futter einmal zu Boden gesunken ist und sich nicht mehr bewegt, ist es für die kleinen Larven relativ uninteressant. Herrschen allerdings die richtigen Strömungsverhältnisse, sodass das Futter immer wieder verwirbelt und an den Fischen vorbei schwimmt, greift der Schnappreflex der Tiere und sie nehmen mehr Futter auf. Auch in dieser Phase wirkt sich die allgemeine Keimbelastung des Wassers negativ auf die Gesundheit, insbesondere der Kiemen aus. Hier konnten die Mitarbeiter der Universität Göttingen mit Verbesserungen der Anlagetechnik durch einen UV-Filter gegensteuern. Weitere Schwerpunkte der Forschung liegen im Wachstum, der Futterverwertung, der Besatzdichte von Äschen um Erkenntnisse für die praktische Aquakultur zu sammeln. 

Erfreulicherweise wird seit diesem Jahr das Projekt von der Bingo-Umweltstiftung finanziell gefördert. Zudem wurde als Fürsprecher der Artenschutzinitiative der Staatssekretär Frank Doods zum Äschenpaten ernannt. Bereits im nächsten Jahr erhoffen sich dann die Projektbeteiligten die ersten Nachkommen aus dem eigenen Zuchtstamm zu reproduzieren. 


Mehr Informationen

 

Kontakt:

Simon Rosenau

Tel.: 0551-39 5630

E-Mail: simon.rosenau@agr.uni-goettingen.de


 

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