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Ein Beitrag zu dem Projekt von Helge Hische, Junglandwirt und Student der Agrarwissenschaften (M. Sc.), Uni Göttingen

Wie lässt sich unsere Landwirtschaft mit Biodiversität verbinden?


In der Vergangenheit diente die Landwirtschaft vor allem der Produktion von Lebensmitteln und dem Futteranbau. Inzwischen sieht sich der Landwirt jedoch zunehmend Forderungen der Gesellschaft nach einer ökologisch nachhaltigeren Bewirtschaftung konfrontiert. Landwirte versuchen das zu leisten, aber ohne Unterstützung der Gesellschaft wird das langfristig nicht umsetzbar sein. Und so habe ich eine Idee aus dem süddeutschen Raum für den Landkreis Hannover aufgegriffen: Die Ränder von Feldern und ganze Ackerflächen sollen mit Blühstreifen versehen werden, die unter anderem dem Niederwild (z.B. Reh, Hase, Rebhuhn, Singvögel) oder der Insektenwelt (z.B. Wildbiene) als Rückzugsort gewidmet ist.

Um das Projekt auf dem Hof meines Vaters zu realisieren, suchen wir Blühpaten. Wer sich für eine Patenschaft entscheidet, kann sich für „Feldrundfahrten“ anmelden und in dem alle zwei bis drei Wochen erscheinenden Newsletter verfolgen, wie sich der Blühstreifen entwickelt. Ergänzend sind im Newsletter Themen rund um das Projekt zu finden.

 

Welche Art von Blühfläche am besten geeignet ist, ist bisher wenig erforscht und wir erhoffen uns durch zukünftige Forschungsarbeiten neue Erkenntnisse, um die Blühmischung und den „Wohlfühlfaktor“ für die Wildtiere für das nächste Jahr zu optimieren.

Auf den Blühflächen wurde Ende April die Blumenmischung Viterra „Blühzauber“ mit 40 verschiedenen Arten (z.B. Jungfer im Grünen, Klatschmohn, Bartnelke, Sonnenblume, Malven, Ringelblume, etc.) gesät. Diese wird von Juni bis September oder Oktober auf dem Acker vielfältig und bunt blühen, mit der Bitte, die Blühstreifen nicht zu betreten oder zu beschneiden, um die dort lebenden Tiere nicht zu stören. Im Oktober endet die Blüte und die Patenschaft – es wird wieder Weizen angebaut.

Das Projekt hat für mich auch eine gesellschaftliche und eine wirtschaftliche Komponente: Damit die Landwirte auch in Zukunft die Weitergabe des Hofes an die nächste Generation sicherstellen können, müssen auch ihre Ökosystemleistungen vergütet werden. Patenschaften für Blühwiesen sind ein Weg diese zu realisieren und etwaige Mindereinnahmen auszugleichen. Alternativ verwenden wir z. B. die Zahlungen, die wir für die mit Blühstreifen bewirtschafteten Flächen erhalten, um andere Projekte zu unterstützen. Zudem soll das Projekt „Calenberg Blüht“ ein Diskussionsanstoß über die Rolle der Landwirtschaft sein und dazu beitragen, die gefühlte „Entfernung“ zwischen Stadt und Land zu reduzieren. Hierzu liegt unser landwirtschaftlicher Hof in der optimalen Lage vor den Toren Hannovers. Wer sich für Details interessiert oder Fragen hat, kann sich direkt bei mir melden!


Kontakt

Helge Hische

Telefon: +49 157 32399399

Mail: blueh.acker@calenberg.com

Homepage: Calenberg blüht

Instagram: Calenberg blüht (@calenbergblueht)

Bei Fragen gerne bei Helge melden!

Keine Kommentare

  • Arnold Krämer sagt:

    Auch in Zukunft wird Landwirtschaft vorrangig Nahrungs- und Futtermittel sowie Agrarrohstoffe produzieren, auch wenn der Eindruck seit geraumer Zeit ein anderer ist. Der Versuch der konv. Landwirte, dem medialen Mainstream und den darin formulierten Forderungen hinterher zu kommen, gleicht dem Wettrennen zwischen Hase und Igel. Die konventionelle Landwirtschaft wird bei allen kreativen Anstrengungen z. B. mit Blühstreifen, die nicht nur in Süddeutschland sondern auch in Westniedersachsen schon seit Jahren (auch mit Patenschaften finanziert) anzutreffen sind, mit immer neuen Forderungen konfrontiert sein. Es ist nie genug. Das hängt auch damit zusammen, dass die Apparate in Brüssel und Berlin schon seit 20 bis 30 Jahren systemnatisch mit entsprechende ideologisiertem und der ökologischen Landwirtschaft verpflichtetem Personal besetzt wird. Das Ergebnis dieser Entwicklung kann man in der aktuell veröffentlichten Biodiversitätsstrategie der EU nachlesen. Dort heißt es u. a. auf Seite 9 der amtl. deutschen Fassung:
    „Um Wildtieren, Pflanzen, Bestäubern und natürlichen Schädlingsbekämpfern Platz zu bieten, ist es dringend erforderlich, mindestens 10% der landwirtschaftlichen Flächen wieder mit Landschaftselementen mit großer Vielfalt zu gestalten. Dazu gehören unter anderem Pufferstreifen, Rotationsbrachen oder rotationsunabhängige Brachen, Hecken, nichtproduktive Bäume, Trockenmauern oder Teiche……………Die Mitgliedstaaten müssen das EU-Ziel von 10% auf kleinere geografische Einheiten herunterbrechen, um die Verbindung der Lebensräume ……… zu gewährleisten“.
    (Da hat man sicher u.a. auch die „Agrarwüste“ Calenberger Land im Auge).
    Man achte auf die Worte „dringend“, „mindestens“, „müssen“. Von Blühstreifen ist nirgends die Rede.
    Inrteressant ist in diesem Zusammenhang auch die kürzliche Diskussion zum Thema auf der Internetseite von „Bauer Willi“.
    https://www.bauerwilli.com/todesfallen-bluehstreifen/
    Es fällt mir schwer,diesen Kommentar so abgeben zu müssen, (vielleicht auch, weil er für einen jungen Landwirt ein Stück weit demotivierend ist) aber die Entwicklung der Agrar-(Umwelt-)Politik in D und EU lässt m. E. keine andere Wertung zu.

  • Helge sagt:

    Vielen Dank für Ihre Gedanken zu der Thematik, Herr Krämer.
    Diese Punkte sind uns durchaus bewusst und für unsere Generation demotivierend. Dieses Projekt sollte auch nicht starr auf die Blühstreifen bezogen sein. Das Interessante ist mit den Hannoveranern bzw. den „Verbrauchern“ ins Gespräch zu kommen. Hierbei entstehen interessante Ideen, wie Umweltschutz in der Zukunft aussehen kann. Diesen Dialog, auch mit Gegnern der konv. Landwirtschaft, hatten wir so noch nicht. Zumindest kann man ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Umweltschutz Geld kostet.
    So können wir nicht die Biodiversitätsstrategie der EU verändern, aber wir können aufklären, wo die Probleme in unserem Nahrungsmittelsystem liegen.

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