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– ein Beitrag von Elisa Bayer & Constanze Rubach der Abteilung Marketing für Lebensmittel & Agrarprodukte der Uni Göttingen

Geschlossene Restaurants und Cafés, Einschränkungen im Außer-Haus-Verzehr sowie die Tatsache viel Zeit Zuhause zu verbringen, stellten viele Menschen zu Beginn der Corona-Pandemie vor neue Herausforderungen. Wie sich die geänderten Rahmenbedingungen auf das Ernährungsverhalten in Deutschland auswirkten, haben wir in einer repräsentativen Befragung in Bezug auf Alter, Geschlecht, Bildung und regionaler Verteilung untersucht. Im Laufe der Pandemie befragen wir dieselben Personen insgesamt dreimal zu ihrem Einkaufs-, Ernährungs- und Kochverhalten. Nun liegen die Ergebnisse der ersten Befragung vor.

Es zeigt sich, dass sich der Großteil der Befragten während der Krise gerne etwas gönnt und vor allem das isst was schmeckt. Eine ausgewogene Ernährung hält nur ein Drittel der Bevölkerung für vorteilhalft beim Schutz gegen das Coronavirus. So geben auch lediglich 21% der Befragten an sich aktuell gesünder zu ernähren, während fast 45% ihr derzeitiges Ernährungsverhalten im Vergleich zu vor der Pandemie als ungesünder charakterisieren. Folgende Abbildung gibt die Selbsteinschätzung der Befragten in Bezug auf ihr Ernährungsverhalten während der Pandemie wieder. 

Lebensmittel gewinnen an Wertschätzung

„Spannend zu beobachten ist, dass für knapp 40% der Befragten die Wertschätzung gegenüber Lebensmittel durch die Krise stark gewachsen ist.“

Auch gewannen Nachhaltigkeitsaspekte wie Tier-, Klima-, und Umweltschutz für rund ein Drittel der Befragten an Wichtigkeit. Besonders auf Regionalität achten viele Deutsche (rund 38%) während der Krise häufiger. Vermutlich spielt hier der Vertrauensaspekt in eine regionale Produktion gerade in Krisenzeiten eine wesentliche Rolle. Auch zeigt ein weiterer Teil unserer Befragung, dass die Mehrheit eine regionale Lebensmitteproduktion unterstützt und für krisenfester einschätzt als eine globale Lebensmittelproduktion. Detailliertere Ausführungen zu diesem Aspekt werden in dem Beitrag „Reaktionen in der Bevölkerung auf die Corona-Pandemie: Brauchen wir mehr Selbstversorgung bei Lebensmitteln und mehr Regionalität?“ beschrieben.

Bei der Frage zur Veränderung des Verzehrverhaltens verschiedener Nahrungsmittelgruppen wie: frischem Obst und Gemüse, Milchprodukten, Fertiggerichten oder Süßwaren und Snacks, zeigen die Umfrageergebnisse zu Beginn der Pandemie geringe, aber sehr heterogene Veränderungen. Während die einen vermehrt zu Süßwaren und Snacks greifen (23%), ernährt sich ein anderer Teil gesünder und verzehrt mehr frisches Obst und Gemüse (rund 26%). Letzteres ist auch an den gesteigerten Absatzzahlen für Obst und Gemüse im März festzustellen. Hier kam es zu einer Umsatzsteigerung von 11% im Vergleich zum Vorjahr. Gravierende Änderungen in der Ernährung durch die Corona-Pandemie und ihre einschränkenden Maßnahmen konnten zu Beginn der Krise jedoch nicht festgestellt werden. Die überwiegende Mehrheit gab an keine Änderungen im Konsum der verschiedenen Lebensmittelgruppen vorgenommen zu haben. Da die Ernährung als eine relativ konstante Verhaltensweise betrachtet werden kann, war dies auch nicht anzunehmen. Abzuwarten bleibt wie sich die andauernde Belastung während der Corona-Pandemie auf das Ernährungsverhalten der Deutschen auswirkt.

„Führen beispielsweise die gegenwärtigen Preissteigerungen bei Obst und Gemüse zu einer ungesünderen Ernährung in der Bevölkerung?“

Weitere Ergebnisse, auch zur Besorgnis der Bürger, deren Einkaufs- und Kochverhaltens sowie über die Einschätzung der Lebensmittelversorgung, können im Diskussionspapier nachgelesen werden.


Gesa Busch, Elisa Bayer, Anoma Gunarathne, Sarah Hölker, Sarah Iweala, Kristin Jürkenbeck, Dominic Lemken, Clara Mehlhose, Marlene Ohlau, Antje Risius, Constanze Rubach, Aurelia Schütz, Konstanze Ullmann und Achim Spiller (2020): Einkaufs- und Ernährungsverhalten sowie Resilienz des Ernährungssystems aus Sicht der Bevölkerung: Ergebnisse einer Studie während der Corona-Pandemie im April 2020 , Diskussionsbeitrag Nr. 2003 des Departments für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen, Mai 2020.

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